36 Emzelgebietc.
Bedeutung der Ostsee in der Geschichte der deutschen Seeschiff-
sahrt. Die schwache Flut der Ostsee, die zahlreichen, den Verkehr erleichternden
Gestadeinseln und Halbinseln, die vielen Buchten, Förden und Haffe, die eimnün-
denden schiffbaren Flüsse und ganz besonders die Nähe der Gegengestade boten
die günstigsten Bedingungen für die Anfänge der deutschen Seeschiffahrt. An der
buchtenreichen wendischen Küste im W. der Ostsee mit den Städten Lübeck,
Wismar, Rostock, Stralsund und Greifswald war der Hauptsitz der Hansa, und von
hier aus trugen die Hanseaten den Ruf deutscher Kraft und Macht weithin über die
Gestadeländer der Ost- und Nordsee. Die Ostsee, ein Binnenmeer, wurde dank
ihrer eigenartigen Natur die Wiege der deutschen Seeschiffahrt und des deutschen
Zeehaudels.
Seit der Wiederaufrichtung des deutschen Kaisertums gewann das Deutsche
Reich mit erstaunlicher Raschheit wieder Seegeltung, und auch die Bedeutung
der Ostsee hat sich infolgedessen wieder wesentlich gehoben, zumal nun auch der
Nordostseekanal das ganze Ostseegebiet dem Weltverkehr näher gerückt und die In-
dustrie in der Mark und in Schlesien sich wesentlich gehoben hat.
Heute ist Stettin (235000 6.) hauptsächlich infolge des Aufschwungs der
Reichshauptstadt die erste preußische Seehandelsstadt an der Ostsee. Nach der Bollen-
dung des Großschiffahrtswegs nach Berlin wird es noch an Bedeutung gewinnen.
Lübeck, Stralsund und Warnemünde vermitteln den Verkehr nach N., Tanzig
und Königsberg hauptsächlich den nach dem Russischen Reiche, Kiel mit dem
deutschen Reichskriegshafen endlich schirmt den friedlichen Wettbewerb des dent-
fchen Kaufmanns in der Ostsee und zugleich die deutsche Wasserstraße nach der
Nordsee.
Tie größere Entfernung der Ostsee vom Weltmeer, ihre langanhaltende Ver-
eisung, endlich die Tatfache, daß ihre Uferstaaten vorwiegend Äckerbau treiben,
schränken ihre Bedeutung für den Verkehr naturgemäß eiu.
Die Grundlagen der deutschen Seemacht.
Tie Bedingungen für die Entwicklung Deutschlands zu einer Seemacht scheinen
nicht sonderlich günstig zu sein. Es fehlt dem Deutschen Reich vor allem die unmittel-
bare Berührung mit dem Ozean, und seine Küsten sind, wie die holländische, vorwie-
gend slach und durch ausgedehnte Sandbänke und Untiefen gefährlich („Nordsee—
Mordsee"). Dazu haben sie auch eine wesentlich geringere Ausdehnung als die der
europäischen Westmächte. Gleichwohl sprechen zahlreiche Gründe für unser Recht
auf das Meer.
1. Geographische Gründe. Das Deutsche Reich hat Anteil an der Nord-
und Ostsee, und durch diese wird es mit ihren Gestadeländern und den überseeischen
Gebieten verknüpft.
Tie Länge der deutschen Küste macht immerhin ein Viertel der gesamten
Landesgrenze aus. _ ^
Tie Hauptabdachung des Landes geht nach dem Ozean; alle deutschen Ströme
— die Donau ausgenommen — streben nach der Nord- und Ostsee hin und setzen
dadurch das Meer mit einem weitausgedehnten und sehr produktiven Hinterland
in Verbindung.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Die Eisenbahnen. 79
Auch in China hat das Dampfroß seinen Einzug gehalten. Heute
läuft in Nordchina eine Eisenbahnlinie von Peking über Tientsin nach
Mukden zur transsibirischen Bahn, so daß nunmehr Europa und China, diese
beiden größten Menschenanhäufungen der Erde, in direkte Eisenbahnverbindung
gesetzt sind. Auch im deutschen Pachtgebiet Kiautschou dringt schon ein Schienen-
sträng bis Tsinanfu landeinwärts: die sog. Schantung-Eisenbahn. Im Betrieb
sind ferner die Linien Peking—hankau und Peking—pukou (Nanking gegen-
über). Die Mnnanbahn stellt die Verbindung des südwestlichen China mit den
indochinesischen Besitzungen der Franzosen her. Jedenfalls wird die Ausbreitung
des Eisenbahnwesens in China große Wirkungen haben, und zwar sowohl mit
Rücksicht auf Produktion, Handelspolitik und Güteraustausch als auch hinsichtlich
der Auswanderungs- und Arbeiterfrage.
In einer vor kurzem noch ungeahnten Weise wird der Bahnbau neuestens
auch in der Asiatischen Türkei betrieben, und zwar hauptsächlich durch deutschen
Unternehmungsgeist. Schon jetzt führt hier eine Linie von Haidar Pascha, s. von
Skutari, nach Angora und eine andere, noch wichtigere, über Konia nach Bul-
gurlu; sie soll im Interesse eines raschen Verkehrs mit Indien über Mosul und Bag-
dad nach dem Hafen Koweit am Persischen Meerbusen fortgeführt werden (Bag-
dad- oder Euphratbahn). Koweit wäre dann von London aus in 5, Bombay
in 9 Tagen (statt in 15) zu erreichen. Vollendet ist bereits die Linie Damaskus
—Mekka, die sog. Hedschasbahn, 1800 km.
Von sonstigen Bahnprojekten verdient noch Erwähnung die Fortführung der
Transkaspischen Bahn durch Zentralasien nach dem Tal des Jang-tse-kiang; sie
wird indes wohl erst in ferner Zukunft erfolgen.
Wichtigere asiatische Eisenbahnlinien.
Kleinasien und Syrien. Russisch-Jndien.
km Std km Std.
Krasnowodsk—andischan. . 1791 74
Haidar Pascha—bulgurlu . . 947 — Orenburg—taschkent . . . 1736 —
Beirut—damaskus.....147 11 Moskau—wladiwostok . . 6713 —
Jafa-Jerusalem..... 87 3 7, China
Damaskus-Mekka..... 1800 - Peking-Hankau . . . ' . 1209 36
Britisch-Jndien. Tsinanfu . . . 412 14
Berlm—pekmg..... — 14 Taae
Bombay—kalkutta..... 2250 60 Berlin-Tsingtau .... —17—22
4. Afrika.
Afrika ist lange am meisten zurückgeblieben. Verursacht wurde diese Erschei-
nung vor allem durch die Ungunst der physischen Verhältnisse. Ausgedehnte Gebiete
des Innern sind unwegsam, und außerdem steht einer nachhaltigen Ansiedlung
fremder Kulturvölker vielfach das ungesunde Klima entgegen; nimmt man noch
dazu den lange bestehenden Mangel an Lockmitteln des Verkehrs und die geringe
Rassenbegabung der Neger, so sind das Gründe genug wie für die niedrige
Kulturstufe des Erdteils überhaupt so auch für den bis in die jüngste Zeit so tiefen
Stand seines Eisenbahnwesens insbesondere.
6*
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Haidar_Pascha
Extrahierte Ortsnamen: China Nordchina Peking Europa China Nanking China China Asiatischen_Türkei Angora Indien Mosul Persischen_Meerbusen London Bombay Damaskus Zentralasien Kleinasien Syrien Russisch-Jndien China
Damaskus-Mekka Afrika Afrika
80 Die Verkehrswege der Gegenwart.
Größere Eisenbahnlinien weisen vorerst nur das französische Nordasrikn
(Tunis—alschier—oran), Ägypten (Alexandria—assnan, Wadi Halsa—
Ehartum^) und das britische Südafrika auf (Kapstadt—kimberley-—Bula-
wayo — Viktoria-Fälle—brokenhill—kongostaatgrenze). Bulawayo ist
über Salisbury auch mit der portugiesischen Hafenstadt Beira verbunden. Britisch-
Südafrika dankt fein Schienennetz vor allem der Auffindung der großen Gold- und
Diamantfelder. Bon sonstigen größeren Linien sind noch zu erwähnen die Uganda-
bahn (Mombas—viktoriasee), die Umgehungsbahnen längs des Kongo (Matadi—
Leopoldville, Stanleyville—ponthierville und Kindu—buli), die Sene-
gal—nigerbahn der Franzosen und der Schienenstrang zwischen Berber-Suakin
(genauer Ed-Damer—port Sudan); er stellt die Verbindung vom Nil zum Roten
Meer her.
Die deutschen Kolonien besitzen vorerst an Eisenbahnen folgende Linien: in
Deutfch-Südwestafrika: Swakopmund—windhuk (380 km = Berlin—breslau),
Swakopmnnd—tfumeb (Qtawibahn mit Abzweigung nach Grootfontein 663 km),
Lüderitzbucht—keetmanshoop, Keetmanshoop—windhuk (Nord-Südbahn)
und Seeheim bei Keetmanshoop—kalkfontein; in Togo: Lome—atiecho (45 km),
Lome—palime (123 km) und Lome—atakpame (180 km); in Dentfch-Ost-
asrika: Tanga—mombo—moschi—arnscha (Usambarabahn) und Daressalam—
Morogoro—tabora, 850 km (Zentralbahn); in Kamerun: Duala—manen-
gubaberge, 160 km, und Duala—ed ea—widimenge (am Njong), 360 km,
(letztere noch im Bau befindlich).
Von größeren Eisenbahnbauten sind in Afrika noch in Aussicht genommen
die Vollendung der Transkontinentalbahn Kapstadt—kairo, 7000 bis
8000 km, die Fortsetzung der Kongo-Eisenbahn und der deutsch-ostasrikanischen
Zentralbahn bis an den Tanganjika und die Durchquerung der Sahara in nord-
südlicher Richtung.
Wichtigere afrikanische Eisenbahnlinien.
km Std. I<m Std.
Alschier-Constantine..... 464 30 Kapstadt —Viktoriafälle — Brokenhill 8243 —
Kairo-Assuan....... 900 21 Wadi Halfa-Chartum.....917 30
Beira — Salisbury — Bulawayo — Mombas — Viktoriasee..... 936 46
Kongostaatgrenze.....— — Kayes—kulikoro...... 560 —
Lorenco Marquez—pretoria . . — — Matadi—brazzaville.....38* —
Kapstadt— Johannesburg.... 1620 50
5. Australien.
Verhältnismäßig rasche Fortschritte machte der Bahnbau in Australien, ob-
wohl dieser Erdteil mit Afrika fast die gleiche Ungunst geographischer Verhältnisse
teilt. Die Engländer haben sich der Sache äußerst wirksam angenommen, da es
nur auf diese Weise möglich war, die Erzeugnisse des Binnenlands, insbesondere
seinen großen Metall- und Wollreichtum, rasch und billig zur Küste und damit in
den Welthandel zu bringen. Die wichtigste der Linien ist Adelaide—melbourne—
l) Zwischen Assuan und Wadi Halfa verkehrt das Dampfschiff in etwa 40 Stunden.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Wasserwege. 83
Ihre Dampfer, zumeist von Liverpool und Southampton auslaufend, befahren
die ganze West- und Ostküste bis nach Kapstadt.
Aber auch der Anteil der Deutschen an der afrikanischen Schiffahrt hat sich
bedeutend gehoben. Die Woermannlinie und die Hamburg-Amerika-Linie
unterhalten Verbindungen von Hamburg nach Kamerun und Deutsch-Südwest-
afrika, und die deutsche Ostafrikalinie stellt nicht nur die Verbindung zwischen
Hamburg und Deutsch-Ostafrika her, sie umfährt auch im Wechsel von Ost und
West ganz Afrika.
Nach den Häfen des Kongo (Boma, Matadi) laufen von Antwerpen aus
belgische und von Lissabon nach Mossamedes und Mozambique portugiesische
Dampfer. Den Verkehr zwischen Europa und Nordafrika Mschier, Tunis) besorgen
zumeist die Franzosen und Italiener. Ägypten wird von sämtlichen euro-
fchen Linien berührt, die durch den Suezkanal gehen.
Von Europa nach Amerika.
Dichtgedrängt ziehen die Dampserlinien von den Seehandelsplätzen des w.
und nw. Europa nach Amerika. Die meisten laufen nach den Volk- und Produkten-
reichen Vereinigten Staaten; das nordatlantische Becken ist der Verkehrs-
reichste aller Meeresräume; umfaßt doch die nordatlantische Route
für sich allein über die Hälfte des Verkehrs sämtlicher Weltrouten.
Zwischen dem britischen Kanal und den Häfen von New York, Boston und Balti-
more sind stets an 300 Schiffe unterwegs. Aber auch mit Mittel- und Südamerika
unterhält Europa sehr lebhaften Verkehr.
An dieser transatlantischen Schiffahrtsbewegung sind alle Nationen West-
europas beteiligt sowie Italien und Österreich-Ungarn; weitaus an erster Stelle
stehen aber die Engländer und die Deutschen.
Die wichtigsten der europäischen Häfen, von denen die Schiffahrtslinien
ihren Ausgang nehmen, sind: Liverpool, Southampton, Dover, Hamburg, Bremer*
Häven, Rotterdam, Antwerpen, Havre, Marseille und Genua.
Von amerikanischen Hafenplätzen, nach welchen die Dampferlinien ge-
richtet sind, verdienen vor allem Erwähnung: in Britisch-Nordamerika Quebec
und Halifax; in der Union: Boston, New York, Baltimore und New Orleans;
in Westindien: Habana und St. Thomas; in Mexiko: Veracruz; in Südamerika:
Colon, La Guayra, Pernambuco, Rio de Janeiro, Buenos Aires, Valparaiso
und Callao.
Über die Südsee.
Die wenigsten Dampferkurse entfallen zurzeit noch auf den Stillen Ozean.
Nach Ausführung des Panamakanals wird sich indes ihre Zahl bedeutend mehren.
Die Hauptlinien (englisch-canadische und amerikanische) sind folgende:
Zwischen Nordamerika und Ostasien: Vancouver—yokohama und San
Francisco—yokohama.
^ _ Zwischen Nordamerika und Australien: Vancouver—sydney über die
Fidschi-Jnseln und San Francisco—sydney über die Samoa-Jnseln.
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Extrahierte Personennamen: Matadi Thomas
Extrahierte Ortsnamen: Liverpool Southampton Kapstadt Hamburg Kamerun Hamburg Deutsch-Ostafrika Ost Afrika (Boma Antwerpen Lissabon Mossamedes Mozambique Europa Nordafrika_Mschier Tunis Europa Amerika Europa Amerika Boston Europa Italien Southampton Dover Hamburg Rotterdam Antwerpen Marseille Genua Britisch-Nordamerika_Quebec Halifax Boston Baltimore Westindien Mexiko Veracruz Südamerika La_Guayra Pernambuco Buenos_Aires Valparaiso Stillen_Ozean Nordamerika Ostasien Nordamerika Australien
86 Die Verkehrswege der Gegenwart.
War die ungeheure Wasserfläche des Meers einst gefürchtet und gemieden, so
ist sie heute ein Straßennetz ohnegleichen geworden. Gegenwärtig (1911) zählt'die
Welthandelsflotte rund 35000 Schiffe, darunter fast 26000 Dampfer mit über
28 Mill. Reg.-T. netto und einer Beförderungsfähigkeit vou mehr als 73 Mill.
Reg.-T.
5. Die überseeische Segelschiffahrt. Die moderne transozeanische Segel-
schiffahrt kämpft trotz aller Bemühungen, Fortschritte zu machen, einen harten
Kampf um die Existenz. Sie eignet sich nur für Massengüter, die durch eine
lange Seefahrt nicht leiden. Gegenwärtig sind die meisten Segelschiffahrten nach der
Nordküste Chiles, den sog. Salpeterhäfen, und nach Hinterindien, den sog.
Reishäfen, gerichtet. Die Kenntnis der Meeres- und Windströmungen erweist
sich dem Segler besonders notwendig. Mit Hilfe der Segelanweisungen bleiben
die Segelschiffe nur wenig hinter den Lastdampfern zurück.
6. Die bedeutendsten Seehäfen.^) Unter ihnen steht an erster Stelle London.
Ihm folgen von europäischen Häfen Hamburg, Liverpool, Antwerpen und
Rotterdam. Von den sonstigen nordwesteuropäischen Häfen nehmen noch
eine hervorragende Stellung ein: Cardiff, Bremen, Havre und Amsterdam.
Hieraus ergibt sich, daß London nicht mehr Alleinherrscherin im Weltverkehr ist.
Hamburg und Antwerpen sind bereits ebenbürtige Rivalen geworden, aber
auch die andern Großhäfen Nordwesteuropas haben den Kampf um ihre Selbständig-
keit erfolgreich geführt. Der größte Mittelmeerhafen ist Marseille. Bon außer-
europäischen Häfen nehmen den ersten Platz ein: New Aork und Hongkong.
Ii. Seekanäle.
Die Anlage künstlicher Wasserstraßen, welche die Durchfahrt großer Fahr-
zeuge gestatten, datiert aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der erste
große Schiffahrtskanal war der Kanal von Suez, dessen Eröffnung im Jahre
1869 von epochemachender Bedeutung für die Seeschiffahrt und den Welthandel
wurde; verkürzt er doch die Dampfschiffahrt von Europa nach Ostasien und Australien
gegenüber der Fahrt um das Kap der Guten Hoffnung um viele Tage (von Genua
nach Kalkutta z. B. um 39 Tage).
Die Zahl der ihn passierenden Schiffe ist von 486 im Jahre 1870 auf 4969 im Jahre
1911 gestiegen, die Zahl der Nettotonnen in den gleichen Jahren von 300000 bis aus 18,3 Mill.
Weitaus die Mehrzahl der Schiffe, die durch den Kanal gehen, sind englische (1910: 2778).
Doch ist der deutsche Schiffahrtsverkehr der Zahl der Schiffe und in noch höherem Grad
dem Tonnengehalt nach in steter Zunahme begriffen (1910: 635). Die Maße des nur für
Dampfer zu benutzenden Kanals find folgende: Länge 150 km, Breite au der Oberfläche
126 m, Tiefe 9y2 m. Die Fahrt durch den Kanal währt an 20 Stunden. Die Kanalgebühr
beträgt für die Registertonne 7,75 Frcs. (für ein Schiff mit 6000 Registertonnen somit
46500 Frcs.) und für die erwachsene Person 10 Frcs. Das Unternehmen erwies sich
geschäftlich als ein äußerst glückliches. Die alljährlich bezahlte Dividende beträgt seit langem
um 20%.
Der Kaiser-Wilhelm-Kanal verbindet die Nord- und Ostsee2).
x) S. auch die graphische Darstellung S. 29.
2) S. auch S. 33.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Extrahierte Ortsnamen: Chiles Hinterindien London Hamburg Liverpool Antwerpen Rotterdam Cardiff Bremen Amsterdam London Hamburg Antwerpen Nordwesteuropas Marseille Hongkong Suez Europa Ostasien Genua Kalkutta
Telegraphie. 87
Länge rund 100 km (98,65), Tiefe 11 m, Breite an der Oberfläche 70 m. Zahl der
Schiffe, die den Kanal im Jahre 1911 passierten, 52817, deren Tonnengehalt fast 8% Mill.
Er kürzt die Fahrt zwischen den Häsen der Nord- und Ostsee um mehr als 700 km.
Der Kanal von Korinth verbindet den Meerbusen von Korinth mit dem
von Ägina; er hat eine Länge von 6,5 km und eine Tiefe von 8 in.
Einen großen Umschwung des Weltverkehrs, und zwar hauptsächlich zum
Vorteil der Union, wird der mittelamerikanische Kanal nach sich ziehen, der
nunmehr von den Vereinigten Staaten von Amerika über die Landenge von
Panama (79 km) ausgeführt wird.
Iii. Vinnenschiffahrt.
Die natürlichen Wasserstraßen des Festlands sind die Flüsse und Seen.
Zur Ausbildung kann die Binnenschiffahrt natürlich nur im Flachland gelangen,
wo das Gefälle der Flüsse gering ist. Hauptgebiete mit vorherrschendem Wasser-
verkehr sind folgende vier: das Amazonasbecken, das Kongogebiet oberhalb
der Hauptfälle, das nördliche Amerika und die südliche Hälfte Chinas.
In allen höher kultivierten Ländern hat der Bau von Eisenbahnen den Wasser-
verkehr in den Hintergrund gedrängt. Neuestens aber nötigt das Anschwellen des
Massenverkehrs in den Industriezentren, den die Eisenbahnen kaum mehr zu be-
wältigen vermögen, sowie die Rücksicht auf die Verbillignng der Frachten, den
Wasserstraßen erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden. Diese gesteigerte Fürsorge
für die Hebung der Binnenschiffahrt kommt einesteils zum Ausdruck in der Regu-
lierung von Flußläufen, andernteils in dem Bau von Binnenkanälen.
In Europa waren seit alten Zeiten die Holländer Meister des Wasserbaus.
Die Länge ihrer Kanäle ist ungefähr so groß als die der Eisenbahnen. Reich an
Kanälen ist ferner Rußland, Norddeutschland und Frankreich. In all diesen
Gebieten setzt die Natur keine oder doch nur geringe Hindernisse entgegen. Auch
Osterreich ist um die Erweiterung seines Kanalnetzes bemüht. (Nenne die wich-
tigsten Binnenkanäle. S. auch das Kärtchen S. 25.)
In Anßer-Enropa ist besonders China (Kaiserkanal) und Nordamerika im
Besitz großer Binnenkanäle. In letzterem verknüpfen Kanäle die Eanadifchen Seen
unter Benutzung von Flußläufen mit dem Mississippi-System und dem Atlantischen
Ozean. Zu den bedeutendsten zählen der Eriekanal, der von Busfalo am Eriesee
zum Hudson führt, also den Verkehr des Binnenlands mit New Nork besorgt, und
der Sault St. Marie-Kanal zwischen dem Oberen und dem Huron-See.
Einzelne Handelsplätze des Binnenlands, so Manchester und Amsterdam,
sind durch tiefe Seeschiffahrtskanäle mit dem Meer verbunden. Auch Berlin soll
durch den neuen Kanal für Seeschiffe erreichbar werden.
Der größte Binnenhafen der Welt ist Duisburg.
C. Telegraphie.
Geschichte. Durch die Göttinger Professoren Gauß und Weber 1833 erfunden,
zählt der Telegraph heute zu den wichtigsten unserer Verkehrsmittel. Anfänglich bildeten
freilich die hohen Gebühren, welche für die Beförderung von Depeschen festgesetzt waren,
für die allgemeine Verwertung des Telegraphen ein starkes Hindernis. Ganz besonders
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Personennamen: Ägina Busfalo C.
Extrahierte Ortsnamen: Oberfläche Korinth Korinth Amerika Panama Amerika Chinas Europa Norddeutschland Frankreich Osterreich Anßer-Enropa China Nordamerika Atlantischen
Ozean Eriesee Huron-See Amsterdam Berlin Duisburg
96
Matheinatische Erdkunde.
allenthalben zu gleicher Zeit die Sonne sehen. Also ist die (irt>c von W. nach 5?.
gekrümmt.
Beobachtungen am Himmel:
1. Wer von N. nach S. reist, sieht von den dem n. Horizont nahen Gestirnen
eines nach dem andern hinabsinken und in gleichem Maß neue Gestirne über dem
Rand des s. Horizontes heraussteigen. Ties tonn nur durch eiue Krümmung von
N. nach S. erklärt werden.
2. Bei der Mondfinsternis wirst die Erde stets einen kreisrunden Schatten.
Aus diesen Beobachtungen folgt: Tie Erde hat eine kugelnhnliche Gestalt.
Einteilung der Erdoberfläche.
Um sich aus der Erdkugel zu orientieren, ist es nötig, gewisse festliegende, uuver
änderliche Punkte und Linien anzunehmen, durch welche die Lage der übrigeu
Teile bestimmt werden kann.
1. Erdachse. 20ton versteht darunter einen von N. nach S. gegen die Himmels-
pole gerichteten Durchmesser der Erde; die beiden Endpunkte der Erdachse sind die
Pole, und zwar heißt der dem Polarstern zugekehrte der Nordpol, der andere
der Südpol.
2. Äquator. Jene Kreislinie, welche man sich (von W. nach £.) so um die
Erde gezogen denkt, daß sie vom Nord- und Südpol überall gleich weit (90°) absteht,
nennt man den Äquator, d. i. Gleicher. Die durch ihn gelegte Ebene teilt die Erde
in eine nördliche und eine südliche Halbkugel. Sie liegt in der Ebene des Him-
melsäquators.
3. Meridian. Solche größte Kreise, die man sich durch die beiden Pole ge-
zogen denkt, nennt man Meridian- oder Mittagskreise. Tie Hälfte eines
Meridiankreises zwischen den beiden Polen ist ein Meridian.
Wie jeden andern Kreis, so teilt man auch den Äquator und die Mittagskreise
in 360 gleiche Teile, die man Grade (°) nennt. Jeden Grad teilt man dann wieder
in 60 Minuten ('), jede Minute in 60 Sekunden (").
Zur Orientierung auf der Erde denkt man sich durch den Endpunkt eines
jeden Äquatorgrades einen Meridian, im ganzen daher 360 Meridiane oder
Iso Mittagskreise. Jede Meridianebene teilt die Erde in eine östliche und eine
westliche Halbkugel.
4. Parallelkreise. Kreise, die mit dem Äquator in gleicher Richtung
um die ganze Erde lausend gedacht werden, heißen Parallelkreise. Da man
sich durch den Endpunkt eines jeden Atoridimigrades einen solchen gezogen denkt,
erhält man aus der n. und s. Halbkugel je 89 Kreise; gezählt werden diese vom Äquator
gegen jeden der Pole zu in der Weise, daß der Äquator mit 0, jeder folgende Parallel-
kreis mit der fortlaufenden Zahl der Meridiangrade bis zum 89. Grad gerechnet
wird: der 90. fällt auf den Nord- bzw. Südpol.
Von den Parallelkreisen find außer dem Äquator noch vier von Bedeutung:
der nördliche Wendekreis und der nördliche Polarkreis, der südliche Wende-
kreis und der südliche Polarkreis. — Ter nördliche Wendekreis ist 2314° vom
Äquator nach N. (66^2° vom Nordpol), der südliche ebensoviel Grade nach ^
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
98 Mathematische Erdkunde.
Die Abplattung beträgt nur etwa V300 des größten Erddurchmessers, d. h. die
Polarachse ist nur um 43 km kürzer als jede Äquatorialachse (12 712 Km und 12 755 km)
Bei einem Globus von 1 m Durchmesser würde die Abplattung nur 3 mm be-
tragen, wie auch aus einem Globus derselben Größe der höchste aller Berge nur 2/3 mm
hoch dargestellt werden dürfte.
chrölze der Erde.
Da die geographische Breite gleich der Polhöhe ist, so kann man den Gradabstand
zweier Orte, die auf demselben Meridian liegen, einsach durch die Bestimmung ihrer
Polhöhe finden. Wird nun die Entfernung der beiden Orte wirklich gemessen, so
kann man daraus leicht die Größe der Erde berechnen. Solche Messungen sind in
der Tat in den verschiedensten Breiten vorgenommen worden. Dabei hat man als
Resultat gefunden, daß ein Grad eines Meridians rund Iii km lang ist. Daraus
ergibt sich nun alles übrige.
Der Umfang der Erde (am Äquator) ist — 40070km. Der Äquatorial-
durchmesser ist — 12 755 km, der polare Durchmesser — 12 712 km, der Erd-
radius rund 6370 km. Die Oberfläche der Erde berechnet sich auf 510 Mill. qkm.
Den 15. Teil eines Meridiangrades, also 7420 m,^nennt man eine deutsche geo-
graphische Meile.
Ächsendreijung der Erde^Votation).
Alle Himmelskörper scheinen sich regelmäßig binnen 24 Stunden von O. nach
W. um die Erde zu drehen. Gegen diese Annahme sprechen aber folgende Tat-
fachen:
1. Die Abplattung der Erde. Jeder weiche Körper — und ein solcher ist
auch die Erde gewesen — nimmt nur dann sphäroidische Gestalt an, wenn er sich
um seine Achse dreht;
2. Fallversuche. Ein aus der Höhe herabfallender Körper müßte auf einen
senkrecht unter ihm liegenden Punkt der Erdoberfläche fallen, wenn die Erde ruhte;
er fällt aber ö. von diesem Punkt auf. Das läßt sich nur aus der Rotation der
Erde erklären. Die Spitze eines Turmes, von welcher der Körper herabsällt, bewegt
sich nämlich etwas schneller als der Fuß des Turmes, wo der Körper auffällt, weil
sie wegen ihrer größern Entfernung von der Drehungsachse in derselben Zeit einen
größeren Kreis beschreibt als dieser. An der schnellern Bewegung der Spitze nimmt
nun auch der herabfallende Körper teil und behält dieselbe vermöge des Beharrungs-
Gesetzes auch während des Falls; er muß also ö. von der senkrechten Richtung auf-
schlagen.
3. Foucaults Pendelversuch. Nach dem Beharrungsgesetz muß ein in Schwin-
gung gesetztes Pendel stets in unveränderter Richtung fortschwingen, seine ursprüng-
liche Schwingungsebene beibehalten. Nun aber zeigen Versuche mit langen schweren
Pendeln eine Abweichung von der ursprünglichen Schwingungsebene, und zwar
stets von O. nach W. Die unter der Annahme einer Rotation der Erde berechnete
Größe dieser Abweichung stimmt mit dem Ergebnis der Versuche genau überein.
Diese Tatsache findet ihre Erklärung in der Rotation der Erde von W. nach O.;
4. die Passat winde. Da in der Nähe des Äquators die Erde am stärksten
erwärmt und infolgedessen die Luft verdünnt ist, rwird dorthin aus den kühleren
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100 Mathematische Erdkunde.
kreise werden durch die Lichtgrenze der Sonne nicht mehr alle halbiert, sondern nur,
wie beständig, der Äquator. Aus der n. Halbkugel liegt nun das größere Stück
der Parallelkreise innerhalb der Lichtgrenze, auf der s. das kleinere; hier ist deshalb
der kürzeste, dort der längste Tag. Mir den Nordpol ist die Mitte des sechsmonatigen
Tags, für den Südpol die Mitte der sechsmonatigen Nacht gekommen. Am Äquator
ist Tag und Nacht gleich. Tie Sonnenstrahlen fallen jetzt senkrecht auf den nörd-
lichen Wendekreis; die n. Halbkugel hat Sommer, die s. Winter. — Von allen: diesem
geschieht das Entgegengesetzte zur Zeit des 21. Dezember. Ter s. Polarkreis sällt
jetzt ganz in die Licht-, der n. ganz in die Schattenseite; auf der s. Halbkugel liegt
von den Parallelkreisen das größere Stück, auf der n. das kleinere Stück innerhalb
der Lichtgrenze; hier ist also der kürzeste, dort der längste Tag. Am Südpol beginnt die
zweite Hälfte des sechsmonatigen Tages, wie gleichzeitig am Nordpol die zweite Hälfte
der sechsmonatigen Winternacht. Am Äquator ist, wie immer, Tag und Nacht gleich.
b) Am 21. März treffen die Sonnenstrahlen senkrecht den Äquator; die Licht-
grenze geht bei dieser Stellung durch die beiden Pole und halbiert alle Parallel-
kreise; Tag und Nacht sind somit aus der gauzeu Erde gleich. Tie Sonne trifft mit
ihren Strahlen senkrecht allein den Äquator; für diesen entsteht deshalb die größte
Wärme. Für alle zwischen dem Äquator und den Polen gelegenen Orte geschieht
die Beleuchtung so, daß alle schief, aber Orte gleicher Breite unter gleichen Win-
keln von den Sonnenstrahlen getroffen werden. Tie n. Halbkugel hat Frühling,
die f. Herbst. Tie gleiche Erscheinung zeigt die Erde am 23. September; nur sängt
dann auf der n. Halbkugel der Herbst, auf der f. der Frühling an.
Mit Rücksicht auf die Wcirmeverhältniffe der Erde unterscheidet mau
die süuf Zonen. (S. I S. 6.)
Zeitrechnung.
Unserm Kalender liegt das tropische Jahr zugrunde, d. h. die Zeit des Souuen-
lauss vou Frühlingspunkt zu Frühlingspunkt — 365,242 Tage.
Früher (seit Julius Cäsar, daher die Bezeichnung julianischer Kalender)
rechnete man 365% Tage auf ein Jahr und ließ nach je drei Jahren zu 365 Tagen
eiu Schaltjahr zu 366 Tageu folgen. Da aber die Zeitdauer eines Erdumlaufs um die
Sonne in Wirklichkeit um 11 Minuten 12 Sekunden kürzer ist als 365% Tage, so
zählte man seit Julius Cäsar in 400 Jahren immer um drei Schalttage zu viel. Jn-
folge davon fiel im Jahre 1582 der Frühlingsanfang nicht auf den 21., sondern aus
den 11. März. Daher verordnete Papst Gregor Xiii., daß man nach dem 4. Oktober
des genannten Jahres nicht den 5., sondern sofort den 15. schreiben sollte. Ferner
bestimmte er, daß alle 400 Jahre drei Schalttage ausfallen sollten. Der hiernach
verbesserte Kalender heißt der gregorianische. In Rußland rechnet man noch
gegenwärtig nach dem julianischen Kalender, weshalb man dort auch bereits um
13 Tage hinter unserer Zeitrechnung zurück ist.
Neuestens ist man dazu übergegangen, die Erde in Zeitzonen einzuteileu,
welche je 15 Längengrade umfassen und demzufolge eine Stunde Zeitunterschied
ausweisen. Als erste Zone wurde hierbei diejenige angenommen, welche durch die
7%° ö. und w. von Greenwich liegenden Meridiane begrenzt wird. Als Normal-
zeit für Teutschland gilt jene des 15. Meridians ö. von Greenwich; sie heißt die
Mitteleuropäische Zeit (Mez), wohl auch Stargarder oder Görlitzer Zeit, da
der 15. Meridian Stargard in Pommern und Görlitz in Schlesien berührt.
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Extrahierte Personennamen: Julius_Cäsar Cäsar Julius_Cäsar Cäsar Gregor_Xiii Gregor
Der Verkehr der Neuzeit. 71
5. die Straße des Norddeutschen Tieflands (von Holland über
Osnabrück, Hannover, Braunschweig, Magdeburg, Berlin und Frank-
surt a. d. Oder nach Polen).
Ter Wegebau war in Europa mit der Auflösung des Römerreichs alsbald
versallen, so daß es um den Zustand der Straßen vielfach recht traurig bestellt war.
Klagen über die Mangelhaftigkeit der Wege, die großen Handelsstraßen nicht aus-
geschlossen, kehren daher in allen Berichten des Mittelalters neben solchen über die
allgemeine Unsicherheit und die vielen hohen Zölle immer wieder. Daher konnte der
Landverkehr keinen allzu großen Umfang erlangen.
Der Verkehr der Neuzeit.
Gegen das Ende des 15. Jahrhunderts erfolgte in den eben geschilderten Ver-
kehrsbeziehungen ein gewaltiger Umschwung. Die Ursache war die Eroberung Kon-
stantinopels durch die Türken, durch welche die alten Handelsbeziehungen zum Orient
unterbrochen wurden und die beiden wichtigsten bisherigen Handelswege — die
Donaustraße und die über Venedig und Genua nach Süddeutschland — verödeten.
Um eine neue Verbindung mit Indien zu erlangen, wurden Entdeckungsfahrten
unternommen, die durch die Erfindung des Kompasses im 14. Jahrhundert erst
ermöglicht worden waren. Auch die Fortschritte der Mathematik und Astronomie
sowie des Kartenwesens hatten die Vorbedingungen für die Erfolge der Ent-
deckerfahrten geliefert; diese, vor allem die Entdeckung Amerikas und die Auffin-
dung des Seewegs nach Indien, wiesen dem Verkehr ganz neue Bahnen.
Bis zum Beginn der Neuzeit war das Mittelmeer die Hauptstätte des
Seeverkehrs gewesen. Jetzt verschob sich sein Schauplatz auf das offene Weltmeer.
Es beginnt die ozeanische Periode; die Welthandelswege find jetzt rein ozeanisch.
Zunächst erscheinen die dem Ozean und den neu entdeckten Gebieten am nächsten
gelegenen Länder Portugal und Spanien als die führenden Seemächte. Die
spanischen Silberflotten kreuzen den Atlantischen Ozean, und die Portugiesen holen
auf langer, gefahrvoller Seereise um das Kap die ersehnten Schätze Indiens: Ge-
würze, Perlen und Edelsteine. Bald aber treten mit den genannten Ländern Frank-
reich, die von Spanien abgefallenen Niederlande und England in erfolgreichen
Wettbewerb, während die süddeutschen und italienischen Städte ins Hintertreffen
geraten und ihre ganze frühere Bedeutung verlieren. Schließlich werden auch Frank-
reich und die Niederlande von England überflügelt, fo daß dieses zu Beginn des
19. Jahrhunderts sich die Herrscherstellung zur See errungen hat.
In der ozeanischen Periode erfolgt auch die erste Erdumsegelung durch Ma-
gellans (1519—1522) und die Entschleierung der Südsee durch James Cook (1768
bis 1780); die europäische Schiffahrt umspannt demnach von 1500—1800 allmählich
den ganzen Erdball; gleichwohl bleibt der Hauptschauplatz des Seeverkehrs
der Atlantische und der Indische Ozean.
Auch im Land ver kehr ergaben sich in dieser Periode bedeutende Änderungen.
Infolge der Auffindung der neuen Seewege verödeten allmählich die Straßen,
auf denen der früher so lebhafte Verkehr zwischen Italien und Deutschland sich be-
wegte, wie auch die Pfade, welche der Handel der Hanse einschlug. — Der Zustand
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Personennamen: Cook
Extrahierte Ortsnamen: Holland Hannover Braunschweig Magdeburg Berlin Frank- Polen Europa Genua Indien Amerikas Indien Portugal Spanien Indiens Spanien England England Atlantische Indische_Ozean Italien Deutschland